Die Fototherapie will Menschen, die schwerkrank oder hochaltrig sind, ein Rückblick aufs Leben ermöglichen. Dabei soll ihr Selbstwertgefühl, ihre Selbstwirksamkeit gesteigert und ihre Würde gestärkt werden, ähnlich wie dies die Dignity Therapy, die würdezentrierte Therapie, beabsichtigt. Tina Ruisinger hat sich auch mit der von Psychiater Harvey Max Chochinov entwickelten Therapieform beschäftigt. «Dieses Konzept erscheint mir aber zu streng. Man darf dem Bedürfnis, das eigene Leben nochmals zu erzählen und festzuhalten, auch offener und kreativer begegnen.»
Die Fototherapeutin steigt mit einfachen Fragen ins Gespräch ein wie «Welche Erinnerung weckt dieses Bild in Ihnen?» oder «Was war zur Zeit, aus der dieses Bild stammt, wichtig in Ihrem Leben?» Das Teilen von Erlebtem weckt meist gute Gefühle in den Patientinnen und Patienten. Die gemeinsame Reise in die Erinnerungen steigert das Wohlbefinden der schwerkranken Personen, lenkt sie ab. «Ich rege sie an, sich an die vielen Facetten ihrer einzigartigen Biografie zu erinnern. Das spendet auch Trost und hilft vielleicht mit, ihr Leben abzuschliessen.»